Siebenbürgen, Transsylvanien
– geheimnisvolles Land
Sieben Berge, Burgen, das Land hinter den Wäldern – die Phantasie beginnt mit diesen Begriffen in märchenhafte, romantische Bereiche zu wandern. Und wenn der freundliche Reisende dann tatsächlich zum ersten mal den Boden dieses ihm unbekannten und doch seltsam vertrauten Landes betritt, scheint alles vorher Geträumte wahr zu sein.
Die archaisch anmutende Lebensart in ihrem geruhsamen Rhythmus, die von Pferden gezogenen Bauernwagen und Ochsengespanne, die riesigen Schafsherden mit ihren einsamen, in knöchellange Fellmäntel gehüllten Hirten – der Reisende findet alles wieder.
Er sieht Bauernhöfe wie auf Dürers Stichen, wo das Kleinvieh
noch frei herumläuft, ungeteerte Landwege und Häuser, an denen
man schon lange aufgehört hat, etwas zu verändern. Oft wird das
Wasser noch wie eh und jeh aus dem Brunnen geschöpft.
Ein lautstarkes Vehikel ist es dann vielleicht, das den Besucher des Landes
auf jähe Weise zur anderen Seite der Realität befördert.
Er ist erschrocken und entsetzt über die Hässlichkeit und den
niedrigen Stand der modernen Zivilisation, über die qualmenden und
übel riechenden Industrieanlagen, die schäbige Klapprigkeit alles
Technischen, und er ist wieder besänftigt und gänzlich hingerissen,
wenn er die schönen alten Städte, die saubere Akkuratesse der
deutschen Dörfer oder die jahrhundertealten Kirchenburgen sieht.
Es wird einem plötzlich bewusst, dass Siebenbürgen ein uraltes europäisches Kulturland ist, das man betreten hat, mit Wurzeln, die weit in die Vergangenheit reichen, wo das Überkommene noch lebendig ist, wo aber auch die moderne industrielle Entwicklung schmerzlichere Spuren hinterlässt als anderswo.